atelier im quellental                                                                                                                                                          gundi bindernagel

                                                                                                                                                          © Jo Jankowski

1953 in Hamburg geboren

1976 - 1981 Studium Freie Kunst an der HfbK

....Malen, Kinder kriegen, Haus bauen

2009 begonnen, Keramik zu drehen

 


Schon als Kind mochte ich schon am liebsten etwas mit den Händen schaffen, und so lag es nahe, dass ich zunächst an der damaligen Werkkunstschule und später an der Hochschule für bildende Künste studiert habe. Meinen weiteren Weg sah ich als Malerin in der freien Kunst. Doch im Grunde bin ich immer eher Handwerkerin gewesen. Ein sehr renovierungsbedürftiges Haus, das ich mit meinem Mann 1989 erwarb und die Geburt zweier Kinder setzten andere Prioritäten, es musste angepackt werden. Und ich war glücklich, mit meinen Händen zu rackern, zu reparieren, zu gestalten, diese Arbeiten machten einfach Sinn.

 

Im Lauf der nächsten Jahre malte ich ein Unzahl kleiner Stilleben. Das Sujet habe ich nicht bewusst gewählt, es ergab sich so. Ein oder zwei schlichte Becher oder Vasen stehen vor einem rätselhaften Hintergrund. Sie sind roh, schief und schlecht gemalt.

Ich staune immer wieder bei ihrem Anblick, woher sind diese Bilder gekommen?

Es ging mir damals darum, ein bestimmtes Bild zu malen, das jedoch in meiner Vorstellung noch unsichtbar war. Bei jedem neuen Anfang war es ein Suchen danach, mit keiner besonderen Absicht oder Anstrengung verbunden.

2009 bekam ich durch Zufall eine Töpferscheibe geschenkt. Das Handwerk habe ich mir mithilfe von youtube Videos selber beigebracht. (Danke, Simon Leach!) Das Tun ist herrlich und berauschend, die ruhige konzentrierte Aufmerksamkeit auf die drehende Töpferscheibe - und dann das immer aufs Neue bestaunte Wunder, wenn sich durch geschickte Handbewegungen aus einem Kloß Ton ein Gefäß machen lässt.

Mein Ziel ist es, schlichtes alltagsschönes Geschirr herzustellen. Ich verzichte auf Schmuck und Dekoration, meine ideale Schüssel sollte als Selbstzweck existieren, einfach da sein, weil sie schön sein möchte. Gleichzeitig ist es das Schwerste, ein bescheidenes, natürliches, frisches, wie aus sich selbst heraus Gewachsenes Gefäß zu drehen.

Ich überlasse meinen Händen einen Teil der Arbeit, den Ton in eine Form zu lenken; das heisst, der Prozess des Töpferns ist eine Gradwanderung zwischen Wollen und Loslassen.

Daher sind viele meiner Keramiken Einzelstücke; das Unperfekte ist spürbar und ich stelle mir vor, dass sie den Benutzer berühren.

 

 


Soetzu Yanagi aus dem Buch "Die Schönheit der einfachen Dinge"

" Als ich sie sah, stockte mir das Herz; eine gute Teeschale, ja, aber wie gewöhnlich! So gewöhnlich, dass man sich einen gewöhnlicheren Gegenstand nicht vorstellen kann. Sie trägt nicht die Spur einer Verziehrung, nicht die Spur eines Gestaltungswillens. Sie ist nicht mehr als eine koreanische Essensschale, eine  Schale überdies, die ein armer Mensch jeden Tag benuzten würde - alltäglichste Töpferware......"